Droht die Corona-Impfung unsere Gesellschaft zu spalten? Noch ist die Corona-Inzidenz in Deutschland auf einem niedrigen Niveau. Doch bereits jetzt bereiten sich Bund und Länder auf eine mögliche vierte Corona-Welle im Herbst vor. Die große Frage: Bekommen vollständig geimpfte Personen dann mehr Freiheiten als Ungeimpfte? Könnte es sogar zu einer Impfpflicht durch die Hintertür kommen? Und werden wir dadurch am Ende zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft? Possoch klärt! Mit dabei: Andreas Lob-Hüdepohl, Professor für theologische Ethik und Mitglied des Deutschen Ethikrats.
INHALT
00:00 Kommt die Impfpflicht durch die Hintertür?
00:56 Diverse politische Meinungen zu Impfprivilegien
02:32 Getestete und Geimpfte weiter gleichgestellt?
04:16 Impfpflicht bei Veranstaltungen gegen die Grundrechte?
06:49 Impfpflicht in anderen europäischen Ländern am Beispiel Frankreich
08:33 Impfplicht in Deutschland nichts Neues
10:31 Der Weg zur Herdenimmunität
12:41 Impfbereitschaft von sozialer Herkunft abhängig?
13:18 Droht die Spaltung der Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte?
14:53 Vorteile für Geimpfte… Ist das fair?
In Ländern wie Frankreich oder Griechenland haben Covid-Geimpfte im Vergleich zu Ungeimpften schon jetzt Vorteile - so dürfen in Griechenland nur noch Immunisierte Bars, Kinos und Theater besuchen. Diese Tatsache sowie das nachlassende Impftempo befeuern nun auch in Deutschland die Diskussion darüber, ob die Freiheitsrechte an den individuellen Impfstatus gekoppelt werden sollen.
In der SPD gehen die Meinungen auseinander
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich ist skeptisch, was unterschiedliche Rechte für Geimpfte und Ungeimpfte betrifft. Dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" sagte er, mit Drohungen werde man das Impfverhalten Einzelner nicht nachhaltig verändern.
Anders die Ansicht des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Er kann sich einen Unterschied zwischen Immunisierten und Nicht-Geimpften vorstellen. Lauterbach sagt: Man müsse im Herbst wieder mit höheren Fallzahlen rechnen, wenn die Menschen aus den Ferien zurückkämen und sich verstärkt in Innenräumen träfen. Dann werde man wohl auch nicht mehr die Getesteten den Geimpften und Genesenen gleichstellen können. Dafür sei die Zahl der falsch-negativen Tests zu hoch.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat sich gegen eine Corona-Impfpflicht ausgesprochen. "Es wird keine allgemeine Impfpflicht geben", sagte sie am Montagmorgen im Deutschlandfunk. "Ich vertrete die Auffassung, dass das nicht möglich wäre", sagte sie. "Das hat zum einen was damit zu tun, dass diese Impfung auch noch nicht so lange auf dem Markt ist, und ich halte es auch nicht für geboten."
Gleichzeitig stellt Lambrecht klar, dass sie auch einer Impfpflicht für Mitarbeitende beispielsweise im Gesundheitswesen eine Absage erteilt. Impfverweigerer in Pflegeheimen oder den Krankenhäusern könnten stattdessen verpflichtend regelmäßig getestet werden.
Grüne offen für Impfpflicht und Privilegierung von Geimpften
Auch Grünen-Chef Robert Habeck zeigte sich gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe offen dafür, Geimpften mehr Freiheiten zu geben: "In dem Moment, wo allen Menschen ein Impfangebot gemacht worden ist, sieht Solidarität so aus: Man muss sich nicht impfen lassen, aber kann nicht damit rechnen, dass alle anderen auf ihre Freiheit verzichten, weil man sich nicht hat impfen lassen."