Nächtliche Ausgangssperren als bestes Mittel gegen Corona? Das sagt zumindest die sogenannte Bundes-Notbremse, welche in das Infektionsschutzgesetz eingefügt werden soll. Doch, ob diese bundesweite Corona-Maßnahme wirklich sinnvoll ist, ist nach wie vor umstritten. Die Gesellschaft für Aerosolforschung zweifelte jüngst in einem offenen Brief an der Ausgangssperre als entscheidendes Mittel gegen Corona. Denn die Infektionsgefahr sei drinnen deutlich größer als draußen, sagen die Aerosolforscher.
Sind sämtliche Corona-Maßnahmen im Freien am Ende überflüssig? Können wir bald wieder draußen in Cafés und Biergärten sitzen? Und ist die nächtliche Ausgangssperre eine wirklich effektive Maßnahme? Possoch klärt!
INHALT:
00:00 Corona-Maßnahmen im Freien Schwachsinn?
00:37 So verbreitet sich Corona über Aerosole
01:17 Aerosolforscher Gerhard Scheuch über die Ansteckungsgefahr in Innenräumen
02:21 Der offene Brief der Gesellschaft für Aerosolforschung an die Bundesregierung
04:01 Wo und wann muss die Politik mit Maßnahmen eingreifen?
04:44 Aerosolforscher Gerhard Scheuch über die Effektivität der Ausgangssperre
05:24 Wie sicher sind wir draußen vor Infektionen?
05:58 Infektiologe Dr. Christoph Spinner über die Infektionsgefahren draußen und drinnen
07:15 Was kann die Politik jetzt tun?
08:25 Anne Kleinknecht, BR-Wissenschaftsredaktion, über mögliche Freiheiten
Ausgangsbeschränkungen "wichtiger Beitrag" zum Schutz
"Die nächtliche Ausgangssperre leistet dazu einen wichtigen Beitrag", erklärte der CSU-Politiker. "Sie reduziert Kontakte, vor allem im privaten Bereich, wo sich besonders viele Menschen anstecken", so der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek.
"Auch von wissenschaftlicher Seite wird die Effektivität der Ausgangsbeschränkungen überzeugend bestätigt", betonte Holetschek. "Die erste Welle der Pandemie hat gezeigt, dass zuverlässig eingehaltene kontaktreduzierende Maßnahmen zusammen mit einem strikten Containment maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie beitragen."
Ausgangssperren Teil der geplanten Notbremse
Das Bundeskabinett hatte am Dienstag eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes beschlossen, die bundeseinheitliche Maßnahmen für Regionen mit vielen Neuinfektionen vorsieht. Damit müssen sich die Menschen in weiten Teilen Deutschlands auf Ausgangsbeschränkungen zwischen 21 Uhr bis 5 Uhr und geschlossene Läden einstellen. Kommende Woche sollen die Neuerungen erst vom Parlament beschlossen werden und dann den Bundesrat passieren - trotz deutlicher Kritik einiger Länder und der Opposition im Bundestag.
Kritik an der Ausgangssperre von der FDP
Heftige Kritik an den Ausgangsbeschränkungen kommt weiter aus der FDP: "Pauschale und flächendeckende Ausgangssperren halten wir für unverhältnismäßig, sie sind ein zu großer Eingriff in die Freiheit", sagte FDP-Chef Christian Linder seinerseits der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag). "Außerdem bringen sie uns bei der Pandemiebekämpfung nicht weiter", sagte Lindner. Es sei richtig, Partys in Wohnungen zu verhindern. Die gesamte Bevölkerung allerdings in ihrer Bewegungsfreiheit massiv einzuschränken, sei dafür nicht das geeignete Mittel.